Nettolohn, Steuern, Rente in Frankreich: Tipps für Pendler

Was ist der Unterschied zwischen dem deutschen und französischen Nettolohn? Und warum ist es finanziell vorteilhafter, in Frankreich zu leben und in Deutschland zu arbeiten als umgekehrt? Wir stellen Ihnen die Verschiedenheiten der beiden Steuersysteme in Frankreich und Deutschland vor und geben deutsch-französischen Pendlern und Grenzgängern eine Vielzahl wertvoller Tipps.
2. Unterschiede zwischen der Steuererklärung in Frankreich und Deutschland
3. Wer zahlt mehr Steuern: Deutsche oder Franzosen?
4. An welchen Staat müssen deutsch-französische Grenzgänger zahlen?
5. Von wem beziehen Grenzgänger aus Frankreich und Deutschland ihre Rente?
6. Das gesetzliche Renteneintrittsalter in Frankreich
Einkommensteuer in Frankreich und Deutschland
Seit 2019 wird die Einkommensteuer in Frankreich - wie auch in Deutschland - direkt an der Quelle einbehalten. Allerdings haben französische Personaler eine andere Vorstellung vom Nettolohn als ihre deutschen Kollegen:
Nettolohn in Deutschland: Nach Sozialversicherung und nach Steuern, also der einbehaltenen Lohnsteuer
Nettolohn in Frankreich: Brutto minus Sozialabgaben
Der Teufel liegt also im Detail. Der Name ist der gleiche, aber die Funktionsweise eine ganz andere. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: Gehalt in Frankreich: Brutto / Netto, Sozialabgaben, Steuern
Gewerbesteuer in Frankreich und Deutschland
Den Begriff "Gewerbesteuer" gibt es zwar in beiden Ländern, allerdings wird diese Steuer ganz anders ermittelt:
Die deutsche Gewerbesteuer ist gewinnabhängig. Wenn man Verlust macht, muss man auch keine Gewerbesteuer zahlen.
Die französische Gewerbesteuer ist auf 3 % der Wertschöpfung der Firma begrenzt. Unternehmen müssen eine Grundsteuer ausschließlich auf Mieteinkünfte aus der Vermietung von Grundstücken (Taxe foncière sur les propriétés non-bâties) und aus der Vermietung von Gebäuden (Taxe foncière sur les propriétés bâties) entrichten. Die Bemessungsgrundlage ist hier die Rohmarge. Diese Steuer fällt an, egal ob man Gewinn oder Verlust macht.
Fristgerechte Steuerzahlung in Frankreich und Deutschland
Nehmen wir an, eine Steuer ist zum 15. eines Monats fällig:
Wenn man in Deutschland zum 15. etwas bezahlen soll, dann muss der Betrag wirklich am 15. auf dem Konto des Finanzamts sein.
Hingegen gilt in Frankreich das Datum des Poststempels. Man kann dort per Scheck, den man in einen Umschlag steckt, bezahlen. Auch wenn der Brief erst am 18. ankommt, ist die Zahlung immer noch fristgerecht erfolgt, denn der Umschlag wurde ja innerhalb der Frist, d.h. am 15., aufgegeben.
Anders als die Deutschen, müssen sich Franzosen nicht mit einer komplizierten Steuererklärung abplagen. Doch wie wirkt sich dies auf die Tätigkeit eines deutsch-französischen Steuerberaters aus?
Der Unterschied geht schon aus den beiden Berufsbezeichnungen hervor: Während der deutsche Steuerberater in Steuerfragen berät, ist der französische Expert comptable ein Fachmann für Buchhaltungsfragen. Die beiden Berufsbilder sind ganz unterschiedlich:
In Deutschland geht man zum Steuerberater, um Steuern richtig zu bezahlen oder zu sparen.
In Frankreich ist man vor allem als qualifizierter Buchhalter tätig, denn die französische Steuererklärung ist unglaublich einfach, da die wichtigsten Einkünfte bereits vorgedruckt sind. Sie rufen online ein Formular auf, auf welchem Ihre Einkünfte bereits vorgemerkt sind, so dass Sie genau wissen was Sie zu zahlen haben.
In Deutschland ist das Gesetz so gemacht, dass es Optionen und Gestaltungsmöglichkeiten gibt, und der Staat lässt den Steuerbürger frei gestalten. Aus französischer Sicht würde man eher sagen, er lässt den Steuerzahler in gewisser Weise im Nebel.
Lohnsteuer in Frankreich und Deutschland
Wer sich nicht informiert oder beraten lässt, zahlt zu viele Steuern. Das ist eine Tatsache. Nehmen wir als Beispiel die Lohnsteuer.
Das geht schon beim 13. Monatsgehalt los. Wenn Sie im Dezember ein 13. Monatsgehalt bekommen, dann werden Sie im Dezember, laut Lohnsteuertabelle so behandelt, als hätten Sie dieses Gehalt das ganze Jahr über bekommen, und vom Weihnachtsgeld geht sehr viel mehr an den Staat, als ihm letztendlich zusteht.
Nur durch einen Lohnsteuer-Jahresausgleich holt man sich die ungerechtfertigt einbehaltene Steuer zurück. Wer sich nicht wehrt, der zahlt zuviel, ganz einfach.
Der Beruf des Steuerberaters ist in Deutschland notwendig, weil das deutsche Steuersystem benutzerunfreundlich ist. Aber wo werden letzten Endes mehr Steuern gezahlt, in Frankreich oder in Deutschland?
Fragt man, wie viel aus der Tasche des Einzelnen an den Staat fließt, dann muss man dazu Sozialversicherung und Steuern zusammen betrachten, als Paket. Am Ende kommt man auf das gleiche Ergebnis:
In Deutschland zahlt man eine relativ hohe Lohnsteuer, aber nur 21 % Sozialabgaben.
In Frankreich zahlt man 25 % Sozialabgaben, dafür aber eine geringere Einkommensteuer.
In Frankreich ist dieses Thema sehr sensibel, denn noch kein Präsident hat es jemals gewagt, die Einkommensteuer zu erhöhen. Da der französische Staat dennoch Geld braucht, werden zum Beispiel Leistungen, wie das Kindergeld, über die Sozialversicherungen abgewickelt.
Sogenannte Grenzgänger wohnen in einem Land und arbeiten im anderen. Einkommensteuer zahlt er an das Land, in dem er wohnt, dafür geht die Sozialversicherung an das Land, in dem er arbeitet. Das ist durch das bilaterale Sozialversicherungs- und Doppelbesteuerungsabkommen geregelt.
Elsässer, die in Deutschland arbeiten, haben es sehr gut, da sie den niedrigen Arbeitnehmeranteil in Deutschland zahlen und so enorm sparen können.
In Deutschland wohnen und in Frankreich arbeiten hingegen sollte man lieber nicht, davon raten deutsch-französische Steuerberater ab. Heutzutage verbringen viele Deutsche und Franzosen einen Teil ihres Berufslebens im Nachbarland, und zahlen also eine Zeit lang in die eine und eine Zeit lang in die andere Staatskasse ein.
Sie bekommen zwei Renten, eine deutsche und eine französische, jede im landeseigenen System. Das bedeutet im Moment des Renteneintritts sehr viel Papierkram. Die Anwartschaftszeit im anderen System wird für die Kalkulation angerechnet.
Geht man in Frankreich in Rente, wird geschaut, wie viele Quartale man in Frankreich eingezahlt hat und die Quartale, die man in Deutschland eingezahlt hat, werden mit addiert. Somit bekommt man in Frankreich Rente ohne Strafabschlag, aber nur anteilig für die Dauer, für die man auch wirklich in Frankreich Beiträge bezahlt hat.
In Deutschland kann man erst mit 65 bzw. 67 Jahren Rente beantragen. Also wird zunächst nur die französische Rente ausbezahlt. Wenn mit 65 Jahren auch die deutsche Rente genehmigt wird, dann erhält man jeden Monat zwei Überweisungen auf das Konto.
Das kann natürlich auch seine Vorteile haben: Wenn das Rentensystem eines Staates bankrott ginge oder per Gesetz abgeschafft würde, was wahrscheinlicher ist, bekäme man immer noch etwas vom anderen Staat! Man hat so eine Risikostreuung für seine Altersvorsorge.
Das gesetzliche Renteneintrittsalter in Frankreich liegt bei 64 Jahren, wenn Sie am oder nach dem 1. Januar 1968 geboren sind. Wenn Sie zwischen dem 1. September 1961 und dem 31. Dezember 1967 geboren sind, steigt das gesetzliche Rentenalter schrittweise von 62 auf 64 Jahre, wobei pro Geburtsjahr drei Monate hinzukommen.
Wenn Sie in Frankreich vor dem 67. Lebensjahr in Rente gehen, haben Sie Anspruch auf eine Vollrente, sofern Sie über eine ausreichende Anzahl von Rentenversicherungsquartalen verfügen. Die Anzahl der Quartale hängt von Ihrem Geburtsdatum ab.
Alter, ab dem Sie in Frankreich in Rente gehen können
Geburtsjahr | Renteneintrittsalter | Anzahl der Quartale für volle Rente |
---|---|---|
1962 | 62 Jahre und 6 Monate | 169 (42 Jahre und 3 Monate) |
1963 | 62 Jahre und 9 Monate | 170 (42 Jahre und 6 Monate) |
1964 | 63 Jahre | 171 (42 Jahre und 9 Monate) |
1965 | 63 Jahre und 3 Monate | 172 (43 Jahre) |
1966 | 63 Jahre und 6 Monate | 172 (43 Jahre) |
1967 | 63 Jahre und 9 Monate | 172 (43 Jahre) |
Ab 1968 | 64 Jahre | 172 (43 Jahre) |
(Quelle: Service-Public.fr)
Mehr dazu:
- Gehalt in Frankreich: Brutto / Netto, Sozialabgaben, Steuern
- Steuererklärung in Frankreich: Informationen & Fristen
- Rentensysteme in Frankreich und Deutschland im Vergleich

Olivier Geslin

