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Das System der Krankenversicherung in Frankreich: Carte Vitale, Mutuelle und Prévoyance

Das System der Krankenversicherung in Frankreich: Carte Vitale, Mutuelle und Prévoyance

Waren Sie schon einmal im Dschungel? Dann werden Sie bestimmt daran zurückdenken, wenn Sie sich als Neuankömmling in Frankreich krankenversichern möchten. Damit Sie nicht in den Lianen hängen bleiben, über Wurzeln stolpern und hinterher zwischen all den Mutuelles und Prévoyances, dem CPAM, dem RSI und tausend anderen Abkürzungen völlig die Orientierung verlieren, erläutern wir Ihnen detailliert und übersichtlich den Dschungel der französischen Krankenversicherungen.




Das Krankenversicherungssystem in Frankreich

1. Das Krankenversicherungssystem in Frankreich

Vorweg sei erst einmal etwas Ermutigendes gesagt: Wenn Sie sich im französischen Krankenversicherungssystem zurechtgefunden haben, läuft alles unkompliziert, und die Qualität der Leistungen ist sehr gut.

Um sich als Deutscher im französischen System der Krankenversicherungen zu orientieren, sollten Sie zuerst die in Ihrem Fall relevanten Institutionen ausfindig machen, bevor Sie sich daran machen, sich durch den leider ziemlich üblichen Berg von Formularen zu wühlen. So stellen Sie sicher, dass Sie damit auch an der richtigen Stelle beginnen.

Die französische Krankenversicherung umfasst mehrere staatliche Institutionen. Dabei handelt es sich vor allem um das Régime Général, das Régime Agricole für die Berufstätigen in der Landwirtschaft und das Régime Social des Indépendants (RSI) für die Freiberufler und Freiberuflerinnen.

Das sind die drei Hauptkategorien, und einen dieser Wege werden Sie höchstwahrscheinlich einschlagen, wenn Sie ins französische Sozialversicherungssystem eintreten. Der Oberbegriff für diese Kategorien ist Régime Obligatoire, weil es gesetzlich verpflichtend ist, in einer dieser Krankenversicherungen (oder einem der gesonderten Régimes z.B. für Angestellte der SNCF) zu sein.

Das Régime Général im französischen Sozialversicherungssystem

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Sie das Régime Général betreffen, wie fast 90 % der Franzosen. Zu ihm gehören alle Personen, die sich in einem Anstellungsverhältnis befinden und in Frankreich wohnhaft sind.

Nun ist es aber nicht wie in Deutschland so, dass Sie sich für eine Krankenversicherung entscheiden, dort einzahlen und hinterher von dieser - entsprechend Ihres Vertrages - die Leistungen erstattet bekommen. Stattdessen erhält man im Régime Général von der CPAM (Caisse Primaire d'Assurance Maladie) - je nach Leistung - in der Regel 70 % der Arztkosten und Ausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente zurückerstattet. In Ausnahmefällen (Zahnarztkosten, Operationen, Krankenhausaufenthalt,...) kann das Régime Général bis zu 100 % der Kosten übernehmen.

Bei den verschreibungspflichtigen Medikamenten gibt es eine Einteilung in verschiedene Kategorien, die zu folgendem Prinzip der Kostenübernahme führen:

  • Weiße Vignette: 65 %
  • Blaue Vignette: 35 %
  • Orangefarbene Vignette: 15 %

Die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge für das Régime Général werden direkt prozentual vom Bruttogehalt abgezogen. Sie werden an die URSSAF (Union du recouvrement des cotisations de sécurité sociale et d'allocations familiales) gezahlt.

Der Eigenbeteiligungsanteil, der insgesamt pro Jahr 50 € nicht überschreiten darf, liegt bei 0,50 € pro Medikamentenpackung, 1 € pro Behandlung, 2 € pro Krankentransport und 18 € pro Tag bei einem Krankenhausaufenthalt.



carte vitale
Quelle: CNAMTS - GIE SESAM-Vitale

2. Der Schlüssel zur französischen Krankenversicherung: Carte Vitale

Als Ausländer ohne französische Krankenkarte bekommen Sie beim ersten Arztbesuch in Frankreich ein Formular (fiche de soins), das man unterschreiben und zur Krankenkasse schicken muss. Ob man das jedes Mal machen muss? Nein! Man kann eine Carte Vitale beantragen, auf dieser steht Ihre Sozialversicherungsnummer, und sie wird in der Arztpraxis - wie in Deutschland auch - verwendet. Von der Antragstellung bis zum Erhalt können allerdings bis zu zwei Monate vergehen... Im Dschungel kommt man eben nicht so schnell vorwärts.

Wenn Sie unter das Régime Général fallen, können Sie die Carte Vitale bei der zuständigen CPAM, d.h. bei der CPAM Ihres Départements, beantragen. Dazu müssen Sie ein ausgefülltes Antragsformular und mehrere Dokumente einreichen.

"Nennen Sie mir bitte Ihre Sozialversicherungsnummer?" Die Frage, die Sie in Frankreich sehr oft gestellt bekommen werden... Sobald es um Ihre Krankenversicherung geht, sollten Sie daher Ihre Krankenversicherungskarte parat haben, auf der diese Nummer steht. Sie wird Ihnen individuell zugeordnet und bleibt ihr ganzes Leben lang gleich, wie auch in Deutschland.



Mutuelle Santé, Prévoyance und automatische Mitversicherung

3. Mutuelle Santé, Prévoyance und automatische Mitversicherung

Die Mutuelle Santé

Nun kommen Sie also als frisch gebackener, aber leicht erkälteter Besitzer einer Carte Vitale mit triefender Nase zu Ihrem neuen, französischen Hausarzt und gehen natürlich davon aus, dass Sie nun nichts mehr bezahlen müssen. Aber da sind ja noch die oben erwähnten, mysteriösen Prozente, die in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen werden. Normalerweise handelt es sich bei Allgemeinärzten um die 40 %.

An dieser Stelle sollten Sie seine Attestation du tiers payant von seiner Mutuelle zücken. Diese können Sie frei wählen, und sie sind nicht obligatorisch. Gängige Mutuelles Santé sind zum Beispiel:

Es gibt aber noch zahlreiche weitere solcher Institutionen. Im eigentlichen Sinne handelt es sich dabei nicht um Versicherungen, sondern um gemeinnützige Personengesellschaften.

Die Wahl der Mutuelle

Je nach abgeschlossenem Vertrag übernimmt die Mutuelle den Restbetrag der Kosten Ihres Arztbesuches zum Teil oder vollständig. Sie können Ihre Mutuelle selbst wählen oder die nehmen, die Ihr Unternehmen Ihnen anbietet (APICIL z.B.). Dazu ist Ihr Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet. Sie sind wiederum verpflichtet, diese zu wählen, sofern Sie nicht zuvor schon eine Mutuelle hatten oder ein anderer Ausnahmefall auf Sie zutrifft. Eine Complémentaire Santé ist dasselbe wie eine Mutuelle Santé.

Während die Beiträge an das Régime Général vom Gehalt abhängen, wird die Höhe der Zahlungen für die Mutuelle in der Regel je nach Alter und gewählten Gesundheitsleistungen festgelegt.

Vielleicht sind Sie überrascht, in der Liste der Mutuelles Santé nicht die folgenden bekannten Namen zu finden:

Diese gehören einer anderen Kategorie von Mutuelles an, nämlich den Mutuelles d'Assurance. Diese boten ursprünglich ausschließlich Fahrzeug- und Gebäudeversicherungen an. Nach und nach haben sie ihr Angebot aber erweitert und bieten inzwischen auch Krankenzusatzversicherungen, Sparbücher etc. an. Auch bei Ihnen handelt es sich um gemeinnützige Institutionen, die sich von den Mutuelles Santé durch ihr breiteres Angebot und ihre andere gesetzliche Grundlage (Code des assurances) unterscheiden.

Die Prévoyance

Eine weitere Art von Versicherung, die Sie freiwillig zusätzlich abschließen können, um als Ausländer Ihre französische Krankenversicherung zu vervollständigen, ist die Prévoyance. Hierunter fallen die Einzahlungen in Versorgungssysteme bei einem Todesfall oder Invalidität. Auch hier kann wieder der Arbeitgeber eine Prévoyance für Sie abschließen, oder Sie können Sie selbst wählen. Bei den Mutuelles d'Assurance umfasst das Angebot oft auch Prévoyances.

Automatische Mitversicherung

Als Inhaber einer französischen Krankenversicherung kann man bestimmte Personen mitversichern, und zwar den Ehepartner, eine Person, mit der man in einem eheähnlichen Verhältnis zusammenlebt (PACS) oder Personen, mit denen man seit über 12 Monaten zusammenlebt. Auch weitere Familienangehörige oder Haushaltsmitglieder können mitversichert werden.



Die europäische Krankenversicherungskarte

4. Die europäische Krankenversicherungskarte

Ein wichtiger Unterschied zum deutschen System der Krankenversicherungen ist, dass Sie auf der Rückseite Ihrer Versichertenkarte nicht - wie in Deutschland - die europäische Krankenversicherungskarte finden, sondern diese gesondert an einem Schalter oder an einem Automaten im Eingangsbereich beantragen müssen. Wenn Sie an einen Schalter gehen möchten, sollten Sie etwas mehr Zeit einplanen, da es oft zu längeren Wartezeiten kommt. Sie erhalten direkt ein provisorisches Dokument, das Sie bei einem Arztbesuch bis zum Erhalt Ihrer Karte per Post vorlegen können.



Allgemeinärzte in Frankreich

5. Allgemeinärzte in Frankreich

Ihr Hausarzt (généraliste) können Sie auch in Frankreich frei wählen, müssen ihn im französischen Krankenversicherungssystem aber Ihrer gesetzlichen Krankenversicherung mit einer ausgefüllten Déclaration du médecin traitant mitteilen. Dies ist sehr wichtig, da die Rückerstattungen sonst nicht oder nur eingeschränkt vorgenommen werden. Das Formular muss von Ihrem Hausarzt und Ihnen selbst unterzeichnet werden.

Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Hausarzt selbst ans Telefon geht wenn Sie anrufen, und keiner seiner Angestellten: In der Regel haben Ärzte in Frankreich keine Arzthelfer oder Empfangsangestellten.

Möchten Sie vielleicht sogar Ihren deutschen Arzt behalten? Es ist möglich, sich seine Ausgaben für Behandlungen im europäischen Ausland zurückerstatten zu lassen. Dazu müssen Sie nur Ihre europäische Krankenversicherungskarte beim Arztbesuch z.B. in Deutschland vorlegen. Für Ihren Arzt bedeutet dies aber mehr Aufwand, weshalb es am besten ist, mit ihm über dieses Thema im Voraus zu sprechen. Natürlich kann es in Notfällen sehr ratsam sein, einen Arzt Ihres Vertrauens direkt vor Ort zu haben.

Für Ihre Arztwahl ist es wertvoll zu wissen, dass es in Frankreich zwei Kategorien von Ärzten in Frankreich gibt:

  • Médecin conventionné : tariflich gebunden
  • Médecin non conventionné : Honorare werden von den französischen Krankenkassen nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil übernommen werden

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