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So wichtig ist Allgemeinbildung für den Job in Frankreich

So wichtig ist Allgemeinbildung für den Job in Frankreich

Wissen Sie genau, welcher Shortcut-Befehl im spezifischen Programm, das Sie täglich bei der Arbeit benutzen, eine Menge Zeit spart, oder welches Einzelteil des Nischenproduktes Ihrer Firma wo hergestellt wird? Super! Aber wissen Sie noch, in welchem Jahr Karl der Große gekrönt wurde? Und wenn nicht, macht das für Sie einen Unterschied? Wir erklären Ihnen welche Rolle Allgemeinwissen bei der Jobsuche in Frankreich einnimmt.



Allgemeinbildung in Frankreich - Schnee von gestern oder Ausschlusskriterium

1. Allgemeinbildung in Frankreich: Schnee von gestern oder Ausschlusskriterium?

Verallgemeinernd kann man nicht behaupten, dass in Frankreich mehr Wert auf Allgemeinbildung gelegt wird, als in Deutschland. Zwar gibt es in Frankreich die Eliteschulen, in denen im Gegensatz zur Universität stets mehrere Disziplinen gelehrt und gelernt werden. Andererseits entscheiden sich die französischen Schüler aber auch viel früher für eine Spezialisierung als Gymnasiasten.

Oberflächlich betrachtet hat die Allgemeinbildung in Frankreich das gleiche Schicksal erfahren wie überall, geprägt von der Entwicklung von Technologie und den Tendenzen des Arbeitsmarktes.

Wir alle haben miterlebt, wie die Allgemeinbildung in Gesprächen immer mehr dem Griff zu Google gewichen ist. Unser Erinnerungsvermögen verlagert sich auf Server, damit wir einen freien Kopf behalten können. Denn fachlich muss in allen Berufen immer mehr gewusst und gehandhabt werden.

Die Tendenz geht klar in Richtung der Spezialisierung, und das merkt man auch in der HR Abteilung. Gesucht werden zunächst Spezialisten, und nur selten die sogenannten - oft selbsternannten - Allrounder oder Generalisten. So wird auch in Frankreich gefühlt weniger Wert auf Allgemeinbildung gelegt, als noch vor 10 oder 20 Jahren.

Aber das kann sich in Zukunft schnell wieder ändern. Denn wenn eine positive Eigenschaft seltener wird, gewinnt sie verhältnismäßig auch wieder an Wert.


2. Warum eine disruptive Welt den Wert der Allgemeinbildung steigert

Die Mitarbeiter erleben es, und die Studien bestätigen es: heutzutage wird eine erlangte Fachkompetenz immer schneller irrelevant. So fand zum Beispiel Accenture, dass sich über 60 % der Kernkompetenzen auf Führungspositionen innerhalb von 5 Jahren komplett verlagert haben.

Ein Programm zu beherrschen, ist nur so lange ein Vorteil, wie das Programm marktführend bleibt. Neu-Orientierungen und kurze Erfahrungen in Firmen und Branchen werden immer mehr die Norm in den Lebensläufen.

Ohne zu politisch zu werden, sei am Rande bemerkt: Allgemeinbildung behält gerade heute eine entscheidende Rolle, und zwar als gemeinsames, geteiltes Hintergrundwissen. Je mehr diese kulturellen Gemeinsamkeiten in Vergessenheit geraten, desto schwerer wird die gesellschaftliche Kommunikation. Ein Faktor, der im heutigen sozialen und politischen Klima entscheidend ist.



Vorteile einer guten Allgemeinbildung aus Sicht der französischen Recruiter

3. Vorteile einer guten Allgemeinbildung aus Sicht der französischen Recruiter

In Frankreich wird am Arbeitsplatz viel über informelle Gespräche geregelt: Man braucht nicht immer für jedes Thema einen Termin. So kann ein Gespräch schnell von allgemeinen Themen zu beruflichen übergehen, sogar rund um das Vorstellungsgespräch oder währenddessen. Je nachdem, wie reibungslos der allgemeine Austausch funktioniert, kann dies also den Verlauf des beruflichen Gesprächs beeinflussen.

Leider kann man nicht alles, was man weiß, in seinem Lebenslauf auflisten. Dennoch sollten Sie vermeiden, in Gesprächen oder beim Bewerbungsgespräch Ihre Bildungslücken bloßzustellen. Französische Recruiter könnten folgende Eigenschaften positiv bewerten:

  • Verbesserte Problemlösungskompetenz: Mitarbeiter mit einer breiten Wissensbasis können Probleme aus verschiedenen Perspektiven betrachten und kreative Lösungen finden.

  • Erhöhte Kommunikationsfähigkeit: Gute Allgemeinbildung ermöglicht es, sich in verschiedenen Kontexten und mit unterschiedlichen Menschen effektiv zu verständigen.

  • Gesteigertes Einfühlungsvermögen: Durch das Wissen über verschiedene Kulturen und Lebensweisen, können Mitarbeiter die Bedürfnisse und Anliegen anderer besser verstehen.

  • Erweiterte Anpassungsfähigkeit: Mitarbeiter mit einer guten Allgemeinbildung sind in der Lage, sich schnell an neue Herausforderungen und Veränderungen anzupassen.

  • Größere Motivation und Zufriedenheit: Menschen, die sich für verschiedene Themen interessieren und über ein breites Wissen verfügen, sind in der Regel motivierter und zufriedener in ihrem Beruf.

Allgemeine Bildung kann positiv wahrgenommen werden und bei gleichen Fachkompetenzen den Unterschied machen, insbesondere in folgenden Situationen:

  • Die Stelle erfordert ein hohes Maß an Kommunikation und Interaktion: In diesem Fall kann die Allgemeinbildung des Bewerbers dazu beitragen, dass er sich besser artikulieren und komplexe Themen verständlich erklären kann. Vor allem in international orientierten Positionen hilft die Allgemeinbildung, auch interkulturell erfolgreich zusammenzuarbeiten.

  • Die Branche erfordert ein breites Verständnis von gesellschaftlichen Tendenzen und Themen: Um zum Beispiel in den Medien oder im audio-visuellen und Gaming-Bereich zu arbeiten, sollte man auf ein großes Repertoire von Popkultur Referenzen zurückgreifen können.

  • Das Unternehmen legt Wert auf eine bestimmte Unternehmenskultur: In diesem Fall kann die Allgemeinbildung des Bewerbers dazu beitragen, dass er sich besser in die Unternehmenskultur einfügt.

  • Der Bewerber ist Quereinsteiger oder hat eine ungewöhnliche Laufbahn: Sie sind ein sogenannter “Allrounder” oder "Generalist"? Dann kann Ihre Allgemeinbildung dabei helfen, den Recruiter von Ihrer Anpassungsfähigkeit an neue Aufgaben zu überzeugen.


4. Hard Skill oder Soft Skill?

Allgemeinbildung steht eng mit dem französischen Savoir-Vivre zusammen, spiegelt sich also oft in der Art wider, wie man sich insgesamt gegenüber anderen verhält.

Während Savoir-Vivre zu den Soft Skills zählt, ist es bei Allgemeinbildung allerdings nicht so eindeutig. Sie umfasst sowohl Hard Skills (z.B. Sprachkenntnisse, Grundwissen in Mathematik und Naturwissenschaften) als auch Soft Skills (z.B. kritisches Denken, Medienkompetenz, interkulturelle Kompetenz).

In den Lehrplänen von Business Schools wird der Akzent heute vermehrt auf Soft Skills gelegt, da diese eine wichtige Grundvoraussetzung sind, auf die viele Fachkompetenzen erst aufbauen.

In der beruflichen Praxis werden Hard Skills und Soft Skills in der Regel miteinander kombiniert. So kann ein Mitarbeiter mit ausgezeichneten technischen Fähigkeiten seine Arbeit nicht optimal ausführen, wenn ihm die kommunikativen Fähigkeiten fehlen, um mit seinen Kollegen und Kunden zu interagieren.

In diesem Sinne ist Allgemeinbildung heute beides. Ein Softskill ist sie insofern, als sie zwischen zwei Bewerbern mit der gleichen Fachkompetenz den Unterschied machen kann.

Aber andersherum wird die Allgemeinbildung auch teils wie ein Hard Skill behandelt. Wenn auch noch nicht jeder ein IT-Profi oder auch nur IT-affin sein muss, gehören eben z.B. manche grundlegenden Kenntnisse im Umgang mit Computern und Software mittlerweile zur Allgemeinbildung.

Ein anderes Beispiel sind allseits verbreitete Firmenstrukturen oder Fakten über Finanzen und den Kapitalismus, indem wir nunmal alle arbeiten. Solche Fähigkeiten sind dann eher wie unbedingt vorausgesetzte Hard Skills, für die man keine Pluspunkte verdient, die aber im entscheidenden Moment nicht fehlen dürfen.

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