Probleme mit dem französischen Vorgesetzten: Klage beim Arbeitsgericht erheben
Probleme mit dem Chef können jeden Arbeitstag zur reinsten Tortur machen. Viele Arbeitnehmer werden von ihren Vorgesetzten systematisch gemobbt. So entstand der Begriff “Bossing”. In Frankreich wurden mehrere Fälle registriert, die sogar vor dem französischen Arbeitsgericht (Prud'Hommes) endeten. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, wie Sie bei Problemen mit Ihrem französischen Arbeitgeber handeln können und wie Sie einen Rechtsanwalt einschalten.
Stress mit dem Chef in Frankreich: Sollte man sofort einen Anwalt einschalten?
Bei permanenten Schikanen durch den Vorgesetzten, haben Sie als Deutscher natürlich auch das Recht, Hilfe bei einem Anwalt zu suchen. “Doch dies hängt allerdings von Ihrer Position, der Situation des Unternehmens und davon ab, ob der Mitarbeiter schuldig ist oder nicht”, erklärte die ehemalige französische CEO und Team-Managerin Valérie Moissonnier. “Tatsächlich kann die Chemie auf einmal nicht mehr stimmen, und der Arbeitnehmer bekommt das Gefühl bald entlassen zu werden”, erklärt Moissonnier weiter. Doch ein Grund einen Anwalt einzuschalten ist das für die ehemalige Chefin nicht.
In den meisten Fällen hilft ein Gespräch unter vier Augen. Plant das Unternehmen einen Stellenabbau, so können Sie mit der Personalabteilung über eine einvernehmliche Auflösung des Arbeitsvertrags diskutieren. In diesem Fall haben Sie als Angestellter in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis Anspruch auf einen Aufhebungsvertrag in Frankreich.
Besteht der Verdacht, dass man Sie willkürlich entlassen will, so ist es in diesem Fall äußerst empfehlenswert einen Anwalt zu Rate zu ziehen. Sind Sie zu pazifistisch und möchten den Gang vor Gericht vermeiden, so bleibt Ihnen keine andere Lösung als Ihren französischen Arbeitsvertrag zu kündigen. Die Kündigung muss innerhalb der vertraglich geregelten Kündigungsfrist mündlich oder auch schriftlich erfolgen. In Frankreich wird aber die schriftliche Form vorgezogen. Wie Sie einen Kündigungsbrief in Frankreich verfassen, zeigen wir Ihnen hier: Wie sollte man einen Kündigungsbrief in Frankreich verfassen?
Können mir meine französischen Kollegen bei Problemen mit dem Chef helfen?
Suchen Sie sich jemanden aus Ihrer Arbeitsumgebung aus, dem Sie vertrauen und bitten Sie ihn um Rat. Vielleicht haben noch weitere Kollegen Probleme mit dem Chef. Vermeiden Sie es auf Konfrontationskurs mit Ihrem Vorgesetzten zu gehen. Was Sie jetzt brauchen, ist vor allem psychische Unterstützung.
Wenn Sie seit längerer Zeit im Unternehmen eingestellt sind, wissen Ihre Kollegen Ihre Leistung und Persönlichkeit zu schätzen. Es kann auch sein, dass Sie die Situation überbewerten. Vor Missverständnissen ist niemand sicher. Durch das Gespräch mit Ihren Kollegen sehen Sie die Situation aus einem anderen und neutralen Blickwinkel.
Wie kann ich einen Anwalt in Frankreich konsultieren?
Sind die Schikanen unerträglich geworden und verursachen Ihnen seelische sowie körperliche Schmerzen, so ist es Zeit einen Anwalt zu engagieren. Kein Chef ist mächtiger als der Rechtsstaat. Suchen Sie sich also einen kompetenten Anwalt und lassen Sie sich professionell beraten. Mehr dazu: Liste deutschsprachiger Anwälte und Notare in Paris
Denken Sie daran Ihre Anschuldigungen zu konkretisieren und vor dem Prud'hommes (französisches Arbeitsgericht) zu beweisen. Keiner soll zudem erfahren, dass Sie gegen Ihren Chef vor Gericht ziehen wollen. Bekommt der Vorgesetzte von Ihrem Vorhaben mit, so wird er natürlich nicht tatenlos zusehen – Diskretion ist hier gefragt.
Warum einen Rechtsanwalt aufsuchen?
Das französische Arbeitsrecht ist ein komplexes Spezialgebiet, das allein der Rechtsanwalt vollständig überschauen kann. Der Anwalt ist vor allem loyal und ist dementsprechend dazu verpflichtet, Ihre Interessen bestmöglich zu vertreten. Daher lehnt er sämtliche Aufträge ab, die in einem Konflikt mit Ihrem Fall stehen könnten.
Wie belaufen sich die Anwaltsgebühren in Frankreich?
Die Anwaltskosten sind in Frankreich nicht gesetzlich geregelt. Die Gebühren werden in der Regel zwischen dem Anwalt und seinem Mandanten frei vereinbart. Aus diesem Grund empfehlen wir Ihnen, alle Einzelheiten in einer schriftlichen Honorar- und Vergütungsvereinbarung festzuhalten. Dadurch werden alle Einzelheiten transparent geregelt, um somit eventuellen Missverständnissen vorzubeugen.
Rechtsanwälte in Frankreich sind teurer als in Deutschland und arbeiten prinzipiell auf der Basis eines Stunden- oder eines Pauschalhonorars. Pro Stunde werden zwischen 150 und 400 Euro netto verlangt.