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Als deutscher Ingenieur in Paris – Warum ich Frankreich nie wieder verlassen möchte

 Als deutscher Ingenieur in Paris – Warum ich Frankreich nie wieder verlassen möchte

Ein deutscher Ingenieur in Paris – das klingt wie der Beginn eines romantischen Films. Für Lars ist es jedoch Realität. Der 36-Jährige aus Hamburg kam 2019 für ein Projekt nach Frankreich – und blieb. Was als beruflicher Zwischenstopp begann, wurde zu einer Lebensentscheidung. Zwischen französischer Lebenskunst, internationaler Teamarbeit und einer neuen Definition von Karriere fand er in Paris mehr als nur einen Job: Er fand ein Zuhause.

 



1. Mein Weg nach Paris – Ein halbes Jahr, das mein Leben veränderte

1. Mein Weg nach Paris – Ein halbes Jahr, das mein Leben veränderte

Ich heiße Lars, bin 36 Jahre alt und komme aus Hamburg, wo ich Luft- und Raumfahrttechnik studiert habe. Nach meinem Abschluss an der Technischen Universität München, einer der renommiertesten technischen Hochschulen Europas, begann ich meine berufliche Laufbahn in der norddeutschen Niederlassung eines großen Zulieferers für die zivile Luftfahrt. Die Arbeit war anspruchsvoll, präzise, aber oft auch eintönig. Ich war Teil eines Teams, das Triebwerksmodule für den A320 fertigte – technisch faszinierend, doch menschlich wenig inspirierend.

2019 kam dann die Wende: Mein damaliger Arbeitgeber schickte mich im Rahmen eines internationalen Projekts für sechs Monate zu Airbus nach Paris. Das Projekt betraf die Optimierung der Fertigungslinien für den Airbus A350, ein Flugzeug, das für seine Energieeffizienz und seine Leichtbauweise bekannt ist. Damals hatte ich nur Grundkenntnisse in Französisch, war aber neugierig auf das Leben im Ausland.

Was mich überraschte: Bereits im ersten Monat fühlte ich mich wohler als erwartet. Paris, mit über 11 Millionen Einwohnern in der Metropolregion, bietet nicht nur eine beeindruckende Kulisse, sondern auch beruflich eine enorme Dynamik. Laut dem französischen Statistikamt INSEE arbeiten in der Region Île-de-France über 16 % aller französischen Ingenieure – das macht sie zur wichtigsten Industrieregion des Landes.

Ich wohnte zunächst im 15. Arrondissement, unweit der Seine. Mein kleiner Balkon bot Blick auf den Eiffelturm – ein Detail, das mir täglich bewusst machte, wie weit ich gekommen war. Was als einfacher Auslandseinsatz geplant war, wurde zur tiefgreifenden persönlichen und beruflichen Transformation. Und es war erst der Anfang.



2. Arbeiten in der französischen Luftfahrtindustrie – Zwischen Struktur und Kreativität

2. Arbeiten in der französischen Luftfahrtindustrie – Zwischen Struktur und Kreativität

Mein Einstieg bei Airbus Frankreich war ein Kulturschock – im besten Sinne. Während in Deutschland Meetings oft kurz, zielgerichtet und formell sind, wird in Frankreich ausführlich diskutiert, argumentiert und hinterfragt. Entscheidungen entstehen hier oft im Dialog, was anfangs ungewohnt war, aber letztlich zu besseren Ergebnissen führte. Ich arbeitete mit einem internationalen Team an der Weiterentwicklung von Verbundmaterialien für Tragflächen – ein zentrales Thema in der Reduzierung des CO₂-Ausstoßes von Flugzeugen.

Frankreich ist ein bedeutender Akteur in der globalen Luftfahrtindustrie. Allein Safran, einer der weltweit führenden Triebwerkshersteller, beschäftigt über 83.000 Mitarbeiter in mehr als 27 Ländern – davon mehr als 40.000 in Frankreich. Die Groupement des Industries Françaises Aéronautiques et Spatiales (GIFAS) zählt über 400 Mitgliedsunternehmen, vom Großkonzern bis zum innovativen Start-up. Das Luftfahrtcluster in der Region Île-de-France generiert Milliardenumsätze jährlich und ist ein Magnet für Fachkräfte aus aller Welt.

Was mich besonders faszinierte: Die flachen Hierarchien und das Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter. Mein französischer Projektleiter sagte mir gleich zu Beginn: „Wir brauchen Ihre Meinung, nicht nur Ihre Arbeit.“ Diese Haltung fördert Innovation und motiviert – und sie steht im Kontrast zur oft stärker hierarchisch geprägten deutschen Unternehmenskultur.

Mittlerweile leite ich mein eigenes Entwicklungsteam bei Safran Aircraft Engines in Villaroche. Ich schätze die kreative Freiheit, die interkulturelle Zusammenarbeit und das ständige Streben nach technologischen Fortschritten – in einem Umfeld, das Leistung honoriert, ohne das Menschliche zu vergessen.



3. Leben in Paris – Mehr als nur Croissants und Kunst

3. Leben in Paris – Mehr als nur Croissants und Kunst

Paris ist mehr als nur Postkartenromantik – es ist ein komplexes, lebendiges und unglaublich facettenreiches Ökosystem. Als ich ankam, wohnte ich zunächst in einer kleinen möblierten Wohnung im 15. Arrondissement, nur zehn Gehminuten von der Seine entfernt. Am Wochenende streifte ich durch die Viertel von Le Marais, besuchte Ausstellungen im Musée d'Orsay oder trank meinen Café allongé im Schatten des Canal Saint-Martin.

Schnell wurde mir klar: Die Pariser Lebensweise folgt einem anderen Rhythmus. Mittagspausen werden nicht am Schreibtisch verbracht, sondern im Bistro um die Ecke. Der Apéro ist kein Klischee, sondern ein sozialer Fixpunkt. Und die Märkte – etwa der Marché d’Aligre – sind Orte der Begegnung, nicht nur des Einkaufs.

Das Leben in Paris hat jedoch auch seine Herausforderungen: hohe Mieten, viel Verkehr, komplexe Verwaltung. Doch die Lebensqualität, die Kultur und das soziale Miteinander machen das mehr als wett. Laut dem OECD Better Life Index liegt Frankreich bei der Work-Life-Balance im oberen Drittel aller Mitgliedsstaaten – deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Besonders in Paris beobachtete ich, wie sehr das Leben außerhalb der Arbeit wertgeschätzt wird.

Mit der Zeit lernte ich fließend Französisch – nicht durch Kurse, sondern durch das tägliche Leben. Gespräche mit Kollegen, mit Nachbarn im Hausflur, mit der Verkäuferin in der Boulangerie. Sprache wurde zum Schlüssel meiner Integration. Heute lebe ich mit meiner Partnerin und unserem Sohn in Boulogne-Billancourt, einem ruhigen und familienfreundlichen Viertel mit vielen Parks und Nähe zur Natur – und nur 30 Minuten mit dem Rad vom Zentrum entfernt.

In Paris habe ich nicht nur einen neuen Lebensstil entdeckt, sondern eine neue Definition von Glück – und sie beginnt oft mit einem einfachen Croissant und einem „Bonjour“ am Morgen.



4. Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehren möchte

4. Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehren möchte

Fünf Jahre sind vergangen, seit ich ursprünglich für sechs Monate nach Paris kam. Und obwohl ich Deutschland nach wie vor sehr schätze – seine Zuverlässigkeit, Effizienz und Präzision –, hat mir Frankreich eine neue Perspektive auf das Berufs- und Privatleben eröffnet. Heute arbeite ich festangestellt bei Safran, einem weltweit führenden Unternehmen in der Triebwerkstechnologie, und bin für die Koordination von Forschungsprojekten im Bereich Wasserstoffantrieb verantwortlich – ein zukunftsträchtiges Thema im Rahmen der europäischen Clean Aviation Initiative.

Was mich in Frankreich hält, ist nicht nur der Job, sondern das ganzheitliche Lebensgefühl. Ich empfinde eine bessere Balance zwischen Beruf und Freizeit, eine größere menschliche Wärme im Arbeitsumfeld und eine Gesellschaft, die trotz aller politischen Spannungen das Soziale nie ganz aus den Augen verliert. Während in Deutschland Überstunden oft selbstverständlich sind, wird in Frankreich Work-Life-Balance aktiv gelebt. Laut einer Eurostat-Studie verbringen Franzosen im Schnitt fast 40 % mehr Zeit mit Freizeitaktivitäten als Deutsche – ein Unterschied, den man im Alltag spürt.

Mein Sohn besucht eine bilinguale Schule, wächst mit zwei Kulturen und Sprachen auf – ein unschätzbarer Vorteil. Wir verbringen Wochenenden in der Normandie, fahren im Sommer in die Provence oder genießen spontane Ausflüge an die Atlantikküste. Diese Lebensqualität kombiniert mit beruflicher Erfüllung habe ich in Deutschland in dieser Form nie erlebt.

Natürlich gibt es auch in Frankreich Frust: Verwaltung, Streiks, langsame Digitalisierung. Doch diese Herausforderungen nehme ich in Kauf – weil das, was ich hier gewonnen habe, so viel mehr wiegt. Ich bin in Frankreich nicht nur beruflich angekommen, sondern menschlich. Und deshalb steht für mich fest: Ich bleibe.

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