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Das Ende der Abschlusszeugnisse in Frankreich?

Das Ende der Abschlusszeugnisse in Frankreich?

Das Abschlusszeugnis einer französischen Grande École galt bisher in Wirtschaft und Politik als "Sesam öffne dich" und Startschuss für eine brillante Karriere. Französische Absolventen wurden oft blind eingestellt, da sich diese Abschlüsse eines sehr guten Rufs erfreuen. Doch nun scheinen langsam andere Werte den Platz althergebrachter Maßstäbe einzunehmen. Wir entschlüsseln diese Tendenz und verraten Ihnen ob dies wirklich das Ende der Abschlusszeugnisse in Frankreich bedeutet.



Die Liebe zur Leistungsgesellschaft

1. Die Liebe zur Leistungsgesellschaft

In Frankreich ist der Schulabschluss nach wie vor eng mit dem Lebensstandard verbunden, und das Abschlusszeugnis ist das sicherste Mittel einen Status und berufliche Mobilität zu erlangen.

Marie Duru-Bellat, Soziologieprofessorin an Sciences Po und Autorin des Buches L'Inflation scolaire, unterstreicht die symbolische Sicherheit, die damit verbunden ist:

"Die modernen Länder, die die Aristokratie und Klassengesellschaft hinter sich gelassen haben, brauchen auch ein Kriterium um Arbeitsplätze zu vergeben. Dies ist der Verdienst, und man vertraut dem Schulsystem diesen adäquat nachzuweisen. Es gibt eine gewisse Notwendigkeit des Diploms. Es schützt und man sagt sich, dass wenn man gut in der Schule lernt, anschließend schnell einen Platz in der Gesellschaft bekommt."

In Bezug auf Jobeinstellungen macht Geoffroy de Lestrange, Product Marketing und Communication Director bei Cornerstone OnDemand, einem Unternehmen, das cloudbasierte Fortbildungen und Talentförderung anbietet, die gleiche Feststellung:

"Die Firmen wollen kein Risiko eingehen und verstehen was der Kandidat schon kann. Ein Abschlusszeugnis stellt auch ein Mittel dar, theoretische Kenntnisse zu bewerten."


2. Der herausragende Ruf der Grandes Écoles und Universitäten

Die Ausstrahlung einiger namhafter Grandes Écoles und Universitäten motiviert junge Leute dazu, höhere Abschlüsse in diesen akademischen Einrichtungen anzustreben.

Das französische Bildungssystem scheint sehr stark auf die Schulbildung zu setzen und hohe Auszeichnungen zu schätzen. Der gute Ruf einiger Grandes Écoles treibt die Schüler zu einem Rennen, um das beste Abschlusszeugnis und große Namen.

In den ersten Schuljahren setzt man seine gesamte Zukunft aufs Spiel, denn im Gegensatz zu Deutschland, ist die Erwachsenenbildung in Frankreich sehr wenig präsent, um eventuell später noch einmal weiterzumachen.

Der britische Journalist Peter Gumbel bestätigt in seinem Buch Elite Academy, dass "nirgendwo anders auf der Welt, die Frage wo man studiert hat, die Karriere so stark beeinflusst."



Kompetenz kommt vor dem Abschluss

3. Kompetenz kommt vor dem Abschluss

Die Abschlüsse haben ihren Status noch nicht verloren, doch es bewegt sich etwas. Die Arbeitswelt hat sich verändert, wie Geoffroy de Lestrange unterstreicht:

"Es lässt sich gut an Fakten festmachen. In den 1950er Jahren lag die durchschnittliche Lebensdauer eines Unternehmens bei 50 Jahren, in den 2010er Jaren waren es nur noch 15 Jahre, und wir werden dazu angeleitet morgen Berufe auszuüben, die es noch gar nicht gibt."

Die Arbeitswelt verändert sich so schnell, dass man nicht mehr alles nur auf den Abschluss setzen kann. Was hier am meisten zählt "ist die Kompetenzübertragung und Fähigkeiten zu lernen".


4. Der Aufstieg der Soft Skills

Der Ausgangspunkt von Geoffroy de Lestranges Überlegungen ist eine Studie von IDC über die Innovationskultur in Firmen.

Das Abschlusszeugnis ist für Personalvermittler immer weniger relevant. Die Zahlen lügen nicht:

  • Kompetenzen, die für eine bestimmte Stelle qualifizieren (60 %)

  • Kapazität eine Aufgabe in einem Test zu lösen (36 %)

  • Bildungsanforderungen und Schulabschlüsse (32 %)

Das Argument des Abschlusszeugnisses wird im Einstellungsprozess in Frankreich sogar weniger herangezogen als in anderen europäischen Ländern (41 %).

Der Begriff der "Kompetenz" wird unumgänglich und soziale Kompetenzen, sogenannte Soft Skills interessieren die Personaler plötzlich enorm. Laut einer Studie von Pôle Emploi, werden sie im Vergleich zu technischen Fähigkeiten als wichtiger bewertet.

Man denkt hier beispielsweise an die Anpassungsfähigkeit, Selbstständigkeit oder den Umgang mit Konflikten.

Auch wenn die Personaler noch nicht ganz dazu bereit sind Abschlusszeugnisse ganz außen vor zu lassen, so kann man doch eine starke Verlagerung in Richtung Kompetenzen und Soft Skills beobachten.

Die Veränderungen in der Arbeitswelt sind ausschlaggebend dafür, dass nun vermehrt auf folgende Werte gesetzt wird:

  • Fähigkeit sich einzuarbeiten
  • kulturelle Eignung
  • Offenheit zum Andersdenken
  • alternative Problemlösungen

Um herauszufinden ob ein Kandidat diese Qualitäten in sich trägt, müssen die herkömmlichen Einstellungsverfahren überarbeitet werden. Cornerstone onDemand bietet hierfür technische Werkzeuge an, die sich auf Schlüsselqualifikationen stützen und dabei helfen, die Schwelle zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein zu überschreiten (Art des Zeugnisses, Name der Universität, Klang bestimmter Familiennamen, etc.).

Auch Personaler machen ihre Methoden durchlässiger und öffnen sich für alternative Fortbildungen und Einstellungsprozesse.

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