Kurze Mittagspausen während der Arbeit in Frankreich: so spart der Arbeitgeber 16 Tage

Wer als besonders eifriger Angestellter seine Stulle vor dem Computerbildschirm herunterschlingt, anstatt eine richtige Mittagspause zu machen, der schenkt seinem Arbeitgeber satte 128 Stunden nichtbezahlter Arbeit. Das haben britische Forscher jetzt herausgefunden.
Wer während der Mittagspause durcharbeitet, gewinnt weder mehr Zeit noch mehr Geld. Im Gegenteil: Ein Angestellter, der jedes Mal darauf verzichtet, die Arbeit eine Stunde ruhen zu lassen, schenkt seinem Arbeitgeber 128 Stunden an unbezahlter Arbeit. Das sind ganze 16 Tage, die man im Zweifel für nichts gearbeitet hat. Das zumindest geht aus einer Untersuchung britischer Forscher von der Universität Aston in Birmingham hervor.
Schlechtes Gewissen der Angestellten bei zu langer Pause
Von den gut 1000 in der Studie befragten Angestellten verbrachten 60 Prozent die Mittagspause am Computer, zwei Drittel waren mit einer Pause von 30 Minuten oder sogar weniger zufrieden. Und das, obwohl sie das Recht auf eine einstündige Pause hatten. Nach den Ursachen befragt, gaben die Angestellten an, sie würden sich schlecht fühlen, wenn sie so lange Pause machten.
In Zeiten heftigen Wettbewerbs unter den Mitarbeitern, interpretieren viele eine Pause als Mangel an Leistungsbereitschaft und als ein schlechtes Signal an den Arbeitgeber. "Ich würde Pause machen, wenn ich mein eigener Boss wäre," sagt eines von ihnen der Zeitung Daily Mail.
Sind Franzosen tatsächlich die "Champions der Mittagspause"?
In der britischen Zeitung Sun erinnert ein Mediziner, der an der Studie mitgearbeitet hat, daran, dass regelmäßige Pausen und Bewegung während des Arbeitstages wichtig sind. "Sich einmal auszuruhen und am Mittag eine Pause einzulegen, hilft dabei, die Seele baumeln zu lassen, damit man anschließend umso produktiver ist", sagt er.
Die französischen Angestellten sind unter den letzten, die dem Trend widerstehen. 2011 ernannte eine Umfrage des Online-Jobportals Monster sie sogar zu den "Champions der Mittagspause". 58 Prozent der Angestellten in Frankreich würden niemals auf etwas verzichten, was sie für einen elementaren Bestandteil des Arbeitstages ansehen. In Asien dagegen wollten dagegen nur 46 Prozent an der Mittagspause festhalten, in den USA lediglich 30 Prozent.
Mittagspausen in Frankreich immer kürzer
Doch die französische Pausenbegeisterung ändert wenig daran, dass auch hier die Ruhezeit zur Mittagsstunde immer kürzer wird. Eine Studie der Gruppe Malakoff Medéric vom vergangenen Herbst zeigte, dass die Franzosen im Schnitt 22 Minuten für ihre Mittagspause aufbringen. Vor 20 Jahren waren es noch mehr als anderthalb Stunden. Und was sind die Folgen solcher rasch verschlungener Mittagsmahlzeiten? Seit 2010 ein Plus bei Snacks um 39 Prozent, bei Softdrinks um 3 Prozent.
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