Sichtbar werden für französische Recruiter: So hat Sven französische Firmen auf sich aufmerksam gemacht

Du suchst nach einer neuen beruflichen Herausforderung – vielleicht sogar im Ausland? Frankreich ist nicht nur das Land des Weins und der Mode, sondern auch ein attraktiver Arbeitsmarkt für qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland. Immer mehr französische Unternehmen öffnen sich für internationale Bewerber, besonders solche mit Erfahrung, Sprachkenntnissen oder interkultureller Offenheit.
Ich bin Sven, ein ganz normaler Bewerber aus Deutschland – und ich habe den Schritt gewagt. In wenigen Monaten wurde ich von einem französischen Arbeitgeber kontaktiert, eingestellt und bin heute in einem spannenden neuen Umfeld tätig.
In diesem Artikel erzähle ich dir meine Geschichte: Wie ich mich vorbereitet habe, wo ich mein Profil präsentiert habe, welche Hürden ich meistern musste – und wie auch du sichtbar wirst.
Egal ob du im Marketing, Ingenieurwesen, Gesundheitswesen oder in der Gastronomie arbeitest – der französische Arbeitsmarkt braucht motivierte Fachkräfte wie dich.
2. Die ersten Schritte zur Sichtbarkeit
3. So habe ich mein Profil für französische Unternehmen optimiert
4. Der Moment, in dem ich entdeckt wurde
5. Meine Tipps für dich, wenn du von französischen Firmen gefunden werden willst
Ich heiße Sven, bin 29 Jahre alt und komme aus Leipzig. Nach meinem Studium in Informatik an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) arbeitete ich fast fünf Jahre lang in einem kleinen IT-Start-up. Die Arbeit war interessant, aber nach einiger Zeit wurde mir klar: Ich entwickle mich nicht weiter.
Die Gehälter in der Region stagnieren, und auch Karrierechancen außerhalb Berlins, Münchens oder Hamburgs sind begrenzt. Ich verdiente zuletzt rund 3.800 Euro brutto, während laut StepStone Gehaltsreport 2024 IT-Spezialisten in Frankreich mit ähnlichem Profil durchschnittlich 52.000 € brutto im Jahr verdienen – bei oft besseren Zusatzleistungen.
Dann stieß ich auf eine Meldung von Business France, die bestätigte: Frankreich sucht jährlich über 60.000 neue IT-Fachkräfte, und der Bedarf wächst. Vor allem internationale Profile sind gefragt – also genau Leute wie ich, die offen für Neues sind und technologische Erfahrung mitbringen.
Das war mein Wendepunkt. Ich fragte mich: „Warum sollte ich nicht dort mein Glück versuchen?“ So begann meine Reise – mit dem Ziel, von einem französischen Unternehmen gefunden zu werden.
Der erste Schritt war klar: Ich musste sichtbar werden – und zwar auf Französisch. Ich überarbeitete mein LinkedIn-Profil komplett. Statt nur Deutsch zu verwenden, schrieb ich meine Berufsbezeichnung nun als „Développeur Full-Stack avec 5 ans d’expérience“. Ich fügte relevante Suchbegriffe hinzu, wie „cloud computing“, „développement agile“ und „sécurité informatique“, um in den Suchalgorithmen der Recruiter aufzutauchen.
Zusätzlich registrierte ich mich auf spezialisierten Plattformen wie Welcome to the Jungle, ChooseYourBoss und dem EURES-Portal. Diese Seiten richten sich gezielt an internationale Bewerber, die in Frankreich arbeiten möchten.
Ich begann außerdem, französische Recruiter direkt anzuschreiben, vor allem in Städten wie Lille, Lyon und Toulouse, wo die IT-Branche besonders wächst. Laut INSEE hat Toulouse 2024 über 8.000 neue Stellen in der Tech-Branche geschaffen – vor allem in Bereichen wie KI, Cloud und Softwareentwicklung.
Mein Profil wurde innerhalb weniger Tage deutlich öfter angesehen – ein erstes Zeichen, dass meine Strategie aufging.
Mir wurde schnell klar: Ein übersetztes Profil reicht nicht aus – es muss strategisch angepasst sein. Ich begann damit, typische französische Stellenanzeigen im IT-Bereich zu analysieren. Auf Seiten wie Apec oder LesJeudis sah ich, dass Unternehmen in Frankreich regelmäßig nach „Développeurs React“, „Ingénieurs DevOps“ oder „Experts en cybersécurité“ suchen.
Ich verglich mein eigenes Profil mit diesen Anforderungen und stellte fest: Technisch passe ich perfekt – ich musste es nur richtig darstellen. Ich fügte konkrete Projektbeispiele in mein Portfolio auf GitHub ein, zum Beispiel ein selbst entwickeltes Monitoring-Tool für Kubernetes, das ich als Teil meines letzten Projekts in Docker-Umgebungen implementiert hatte.
Außerdem investierte ich in ein DELF B2 Sprachzertifikat, das ich über die Institut Français absolvierte. Ich verlinkte das Ergebnis direkt in meinem Lebenslauf und auf LinkedIn – das hat bei französischen Recruitern viel Vertrauen geschaffen.
Zuletzt ließ ich mein Profil von einem französischen Muttersprachler gegenlesen und drehte sogar ein kurzes Vorstellungsvideo – auf Französisch, mit Untertiteln. Authentizität war mein Schlüssel. Ich wollte zeigen: Ich nehme den französischen Arbeitsmarkt ernst.
Nach etwa drei Monaten aktiver Präsenz auf LinkedIn und den französischen Plattformen geschah es: Ich erhielt eine Nachricht von einem Recruiter bei Capgemini. Er schrieb mir auf Französisch, bezog sich auf mein Vorstellungsvideo und wollte wissen, ob ich offen für eine Stelle in Toulouse sei. Ich konnte es kaum glauben – ich war wirklich sichtbar geworden.
Das erste Gespräch war ein Videocall mit der HR-Abteilung. Es ging um meine Motivation, meine Sprachkenntnisse und meine Erfahrung mit agilen Methoden wie Scrum. Kurz danach folgte ein technisches Interview mit dem Teamleiter – auf Englisch, da das Team international war. Ich wurde gefragt, wie ich mit CI/CD-Pipelines, Docker-Containern und Cloud-Plattformen wie AWS arbeite.
Zwei Wochen später erhielt ich ein konkretes Vertragsangebot: ein CDI (Contrat à durée indéterminée) mit einem Jahresgehalt von 48.000 € brutto, Homeoffice-Möglichkeiten, und ein intensiver Französischkurs, bezahlt vom Arbeitgeber.
Die Unterstützung war beeindruckend. Capgemini bot mir sogar Hilfe bei der Wohnungssuche über einen Relocation Service und organisierte einen „Welcome Day“ für neue internationale Mitarbeiter.
Es war offiziell: Ich war Teil eines der größten IT-Konzerne Frankreichs.
Wenn ich auf meine Reise zurückblicke, kann ich dir eines sagen: Du musst nicht perfekt Französisch sprechen – aber du musst zeigen, dass du motiviert bist.
Viele französische Unternehmen, darunter auch Dassault Systèmes oder Orange Business, suchen gezielt nach deutschsprachigen Profilen für ihre internationalen Teams. Der Schlüssel liegt in der Selbstvermarktung.
Erstelle ein zweisprachiges LinkedIn-Profil, registriere dich bei Pôle Emploi International und nimm an virtuellen Jobmessen wie Connecti oder Talent Exchange teil.
Ich empfehle außerdem, dir eine einfache Pitch-Struktur in Französisch anzueignen – 2 Minuten, in denen du erklärst, wer du bist, was du kannst und was du suchst. Recruiter erinnern sich eher an eine authentische Stimme als an ein trockenes PDF.
Und schließlich: Bleib dran. Ich hatte über 30 Bewerbungen offen, bevor der erste Kontakt zustande kam. Der französische Arbeitsmarkt ist offen – aber nur für die, die sich zeigen.
Mach es wie ich – und lass dich finden.
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