Die gefragtesten Berufe in Orléans: Chancen für deutsche Arbeitskräfte

Nur 1,5 Stunden südlich von Paris gelegen, entwickelt sich Orléans zu einem Hotspot für Fachkräfte aus ganz Europa. Mit einem boomenden Gesundheitswesen, einer wachsenden Digitalwirtschaft und einem akuten Fachkräftemangel in vielen Branchen bietet die Stadt hervorragende Karrieremöglichkeiten – auch für deutsche Arbeitnehmer. Ob Pflege, IT, Logistik oder Bildung: In Orléans warten zahlreiche Stellen auf qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber. Hier zeigen wir Ihnen, welche Berufe besonders gefragt sind – und warum sich ein Blick über die Grenze lohnt.
2. Fachkräftemangel: Diese Berufe werden am dringendsten gesucht
3. Gesundheits- und Pflegeberufe in Not
4. IT, Logistik und Industrie: Wachstumsmärkte für Fachkräfte
5. Chancen für deutschsprachige Fachkräfte
Orléans gehört zu den aufstrebenden Wirtschaftsregionen Frankreichs. Als Hauptstadt des Départements Loiret und der Region Centre-Val de Loire zählt die Stadt rund 117.000 Einwohner, die Metropolregion umfasst etwa 290.000 Menschen (INSEE). Dank ihrer Lage an der Loire und der Nähe zu Paris (nur 130 km) ist Orléans ein bevorzugter Standort für Unternehmen, die vom Pariser Markt profitieren wollen, ohne die hohen Kosten der Hauptstadt tragen zu müssen.
Die Region ist besonders stark in den Sektoren Pharma, Chemie, Logistik und erneuerbare Energien. Mehr als 500 Unternehmen sind im Industriegebiet Orléans-Saran-Ingré angesiedelt. Unter den größten Arbeitgebern finden sich multinationale Konzerne wie Sanofi, das dort ein wichtiges Produktionszentrum für Impfstoffe und Medikamente betreibt, oder Amazon, das in Saran (bei Orléans) ein riesiges Logistikzentrum mit über 2.000 Arbeitsplätzen unterhält.
Auch die Energiewirtschaft ist stark vertreten: Das Unternehmen EDF investiert massiv in die Modernisierung der Infrastruktur in der Region. Im Bereich Forschung ist Orléans durch die Université d’Orléans und das CNRS gut aufgestellt. Die Universität zählt mehr als 19.000 Studierende und unterstützt aktiv den Transfer zwischen Forschung und Wirtschaft.
Zudem entstehen in den letzten Jahren verstärkt Start-ups und Technologiezentren, etwa im Technologiepark Orléans Charbonnière, der sich auf grüne Innovationen spezialisiert. Dies trägt dazu bei, dass die Region zunehmend junge Talente und internationale Fachkräfte anzieht.
Die Arbeitslosenquote liegt mit 7,4 % (Stand 2024) unter dem nationalen Durchschnitt (France Travail), was die starke wirtschaftliche Lage der Stadt unterstreicht.
"Der Arbeitsmarkt in Orléans steht – wie in vielen französischen Regionen – vor einem wachsenden Fachkräftemangel, der sich auf nahezu alle Sektoren auswirkt."
Adélaïde Sapelier
Recruiter
Eurojob-Consulting

Laut dem aktuellen Bericht von France Travail wurden für das Jahr 2024 über 13.800 Neueinstellungen in der Metropolregion Orléans prognostiziert. Davon gelten über 40 % als schwer zu besetzen, insbesondere in handwerklichen, technischen und medizinischen Berufen.
Zu den am dringendsten gesuchten Berufsgruppen gehören:
- Pflege- und Gesundheitsberufe (infirmiers, aides-soignants)
- Facharbeiter in der Industrie (soudeurs, électriciens, mécaniciens)
- IT- und Digital-Experten (développeurs web, data analysts)
- Fahrer und Lageristen (chauffeurs-livreurs, préparateurs de commandes)
- Lehrer und Erzieher (professeurs des écoles, éducateurs spécialisés)
Ein besonders bemerkenswerter Engpass zeigt sich im Pflegebereich: Der Region Centre-Val de Loire fehlen derzeit rund 1.200 Pflegekräfte (ARS Centre-Val de Loire). Auch die Logistik leidet: Im Industriegebiet Saran-Ingré melden Logistikunternehmen wie STG oder Geodis regelmäßig offene Stellen für Gabelstaplerfahrer und Kommissionierer.
In der IT-Branche sind laut France Travail Full-Stack-Entwickler, Systemadministratoren und Cloud-Architekten besonders gesucht. Die Unternehmen in Orléans suchen gezielt nach Fachkräften mit Berufserfahrung, sind aber auch offen für junge Talente – besonders dann, wenn diese Französischkenntnisse auf Niveau B1/B2 mitbringen oder diese rasch erwerben wollen.
" Für deutsche Arbeitskräfte ergibt sich daraus eine klare Chance: Die Nachfrage ist größer als das Angebot, und viele Arbeitgeber sind bereit, internationale Kandidaten einzuarbeiten, Sprachkurse zu finanzieren oder bei der Integration zu helfen."
Adélaïde Sapelier
Recruiter
Eurojob-Consulting

Der Mangel an Pflegepersonal ist in Orléans besonders alarmierend. Laut der Agence Régionale de Santé (ARS) fehlen in der Region Centre-Val de Loire aktuell über 1.200 Pflegekräfte, davon mehr als 300 allein im Großraum Orléans. Der demografische Wandel – mit einer stark alternden Bevölkerung – verschärft diesen Engpass von Jahr zu Jahr.
Das größte Krankenhaus der Region, das Centre Hospitalier Régional d’Orléans (CHRO), ist mit rund 5.000 Mitarbeitenden nicht nur der größte Arbeitgeber der Stadt, sondern auch das modernste Krankenhaus Westfrankreichs. Es bietet regelmäßig offene Stellen für examinierte Pflegekräfte, Hebammen, Physiotherapeuten und medizinisch-technisches Personal. Auch die Privatkliniken wie Clinique de l’Archette oder Clinique Oréliance suchen aktiv nach Fachpersonal.
" Für deutsche Pflegekräfte ist der Einstieg besonders interessant: Frankreich erkennt die meisten EU-Abschlüsse im Gesundheitswesen automatisch an. "
Adélaïde Sapelier
Recruiter
Eurojob-Consulting

Wer beispielsweise in Deutschland als Gesundheits- und Krankenpfleger arbeitet, kann in Frankreich nach kurzer Formalität denselben Beruf ausüben. Informationen dazu gibt es auf der Plattform ENIC-NARIC France.
Die Arbeitsbedingungen sind häufig besser als erwartet: Die Wochenarbeitszeit beträgt 35 Stunden, es gibt oft Schichtzulagen, Zuschüsse für Kinderbetreuung, und viele Einrichtungen bieten kostenfreie Unterkünfte für neue Mitarbeitende an. Das durchschnittliche Bruttogehalt einer Pflegekraft in der öffentlichen Klinik liegt zwischen 2.200 € und 2.800 € pro Monat, mit Entwicklungsperspektiven für Spezialisten und Teamleiter.
Für ausländische Pflegekräfte werden zudem intensive Sprachkurse (B1/B2) angeboten, zum Beispiel durch France Travail oder über berufsbegleitende Programme wie AFPA Santé. Diese Angebote erleichtern die Integration und helfen dabei, die französische Fachsprache sicher zu beherrschen.
" Orléans zählt heute zu den wichtigsten Industrie- und Logistikzentren im Westen Frankreichs – und gewinnt zunehmend an Bedeutung als digitaler Standort."
Adélaïde Sapelier
Recruiter
Eurojob-Consulting

Die Verbindung aus Technologie, traditioneller Industrie und innovativer Logistik schafft zahlreiche Arbeitsplätze für qualifizierte Fachkräfte. Laut der Wirtschaftskammer Loiret wurden allein im Jahr 2024 über 6.000 Stellen in diesen Sektoren ausgeschrieben (CCI Loiret).
Im Industriebereich sind Unternehmen wie Hutchinson, Zulieferer der Automobil- und Luftfahrtbranche, oder DAHER aktiv und suchen permanent nach Industriemechanikern, Elektrotechnikern und Wartungstechniker*innen. Die Nähe zur Autobahn A10 und der Anschluss an das französische Hochgeschwindigkeitsnetz ermöglichen schnelle Lieferketten und haben zur Ansiedlung von zahlreichen Logistikunternehmen beigetragen.
Im Bereich Logistik spielt Orléans eine zentrale Rolle für die Versorgung des Großraums Paris und Westfrankreichs. Konzerne wie Amazon, FM Logistic oder Geodis betreiben hier riesige Distributionszentren. Gesucht werden regelmäßig:
- Kommissionierer (préparateurs de commandes)
- Lagerleiter (chefs de quai)
- Fahrer mit Lkw-Führerschein (chauffeurs poids lourds)
Die Einstiegsgehälter liegen in der Logistikbranche zwischen 1.800 € und 2.400 € brutto, mit Zuschlägen für Schichtarbeit und Wochenenddienste.
Auch der IT-Sektor boomt. Im Technologiepark Orléans Charbonnière siedeln sich immer mehr Start-ups und Tech-Firmen an, die an Projekten im Bereich Smart Cities, Green Tech und E-Health arbeiten. Firmen wie Capgemini, Atos oder das Softwarehaus Groupe Sigma suchen aktiv nach:
- Softwareentwicklern (développeurs full-stack)
- System- und Netzwerkadministratoren
- Cybersecurity-Experten
- DevOps- und Cloud-Spezialisten
Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt eines IT-Spezialisten in Orléans liegt zwischen 35.000 € und 50.000 €, bei Führungskräften kann es über 65.000 € erreichen. Viele dieser Positionen sind remote oder hybrid möglich, was zusätzliche Flexibilität für ausländische Bewerber bietet.
Besonders geschätzt werden in der IT internationale Profile mit Deutschkenntnissen, da viele französische Firmen Geschäftsbeziehungen mit dem DACH-Raum pflegen. Deutschsprachige Bewerber gelten daher als Brücke zwischen den Märkten – ein klarer Wettbewerbsvorteil.
Für deutschsprachige Fachkräfte, die einen beruflichen Neuanfang in Frankreich suchen, bietet Orléans hervorragende Bedingungen. Dank des hohen Fachkräftebedarfs, der zentralen Lage und der relativ niedrigen Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Paris, stellt die Stadt eine realistische und attraktive Alternative für qualifizierte Bewerber dar.
Ein großer Vorteil ist, dass Frankreich im Rahmen der EU die meisten deutschen Berufsabschlüsse anerkennt. Über die Plattform ENIC-NARIC France können Bewerber ihre Diplome prüfen und anerkennen lassen. Für Gesundheitsberufe, Techniker oder IT-Spezialisten geht das Verfahren schnell und unkompliziert.
Zahlreiche Programme fördern die grenzüberschreitende Arbeitsmobilität, etwa durch das EURES-Netzwerk, das Jobvermittlungen, Wohnraumsuche und Sprachförderung organisiert. Auch über France Travail gibt es spezielle Angebote für internationale Bewerber, darunter finanzierte Französischkurse (B1/B2), Coaching zur Bewerbung und praktische Hilfe bei der Integration.
Zudem unterstützen viele Arbeitgeber – besonders im Gesundheitswesen, in der Logistik oder IT – ihre neuen Mitarbeiter mit:
- Umzugshilfen
- Zuschüssen zu Sprachkursen
- Wohnungen in Betriebsnähe
- Schulungsangeboten für berufliche Weiterentwicklung
Ein weiterer Pluspunkt: Orléans ist lebenswert. Mit rund 290.000 Einwohnern in der Metropolregion bietet die Stadt eine hohe Lebensqualität, ein dichtes öffentliches Verkehrsnetz, viele Parks, kulturelle Veranstaltungen und Nähe zur Natur – besonders entlang der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Loire. Die Mietpreise liegen bei durchschnittlich 11 €/m², was für eine Stadt dieser Größe ausgesprochen günstig ist (SeLoger).
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Olivier

